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Eine ParteipräsidentInnen

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Oder das Phänomen der kastrierten Sprache.

Von Christian Nill.

Vor einiger Zeit gabs im Zürcher Tages-Anzeiger (eine Schweizer Tageszeitung) ein ganzseitiges Inserat zu sehen, in welchem zu einer Podiumsdiskussion geladen wurde. Es nahmen teil: Vier männliche Parteipräsidenten und eine Präsidentin. Überschrift des grossformatigen Inserates:

«Einladung zur Podiumsdiskussion mit den ParteipräsidentInnen».

Darauf schrieb ich dem Herrn Chefredaktor ein höfliches Mail, in welchem ich nachfragte, ob denn eine Parteipräsidentin als solche schon genüge, um gleich im Plural angesprochen zu werden.

«Grüezi Herr Chefredaktor des Tages-Anzeigers

Als leitender Redaktor einer der wichtigsten Tageszeitungen der Schweiz haben Sie einen verantwortungsvollen Job. Hut ab! Deshalb richte ich dieses kurze Feedback an Sie.
Heute habe ich im Tagi das Inserat gelesen, welches zur letzten Podiumsdiskussion mit den «ParteipräsidentInnen» einlädt.
Entschuldigung: Ich habe nur eine Dame entdeckt, nämlich Ruth Genner. Die übrigen drei Präsidenten sind ehrenvolle Exemplare der männlichen Politiker-Gattung.
Laut Pluralregelung, welche ich Ihnen zuletzt erläutern muss, sind für die Anwendung des Plurals jedoch im Minimum zwei der gleichen Gattung notwendig. Also mindestens zwei weibliche Parteivorsteherinnen. Denn die Frage, welcher der übrigen (männlichen) Präsidenten allenfalls auch noch dem weiblichen Geschlecht zuzuordnen wäre, lasse ich lieber bleiben, da hochpolitisch…

Ich halte die Verwendung des gross gesetzten “-Innen” (z.B. die SoldatInnen; die KundInnen oder die KrankenschwesterInnen) an Wortenden für heikel:

1) Es ist wie im eingangs erwähnten Beispiel ungenau (und oft schlicht unkorrekt und zeugt daher eher von dem bemühten Versuch, die Realität umschreiben zu wollen);

2) es kann auch als eine Art Kastration der allgemeinen Endung (fälschlicherweise seit neuerem immer als ausschliesslich männlich gewerteten Endung) verstanden werden;

3) es führt zur langsamen Beseitigung des Dativs (was nach dem Tod des Genitivs sehr bedauerlich wäre. Wir erinnern uns: «Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod (und der Feminismus ist dem Dativ seiner.»)). Bsp: Die Aufmerksamkeit gilt den PolitikerInnen (anstatt: den Politikern und Politikerinnen).

Sie, Herr Chefredakktor, haben Einfluss. Und die Sprache ist auf Menschen angewiesen, welche ihr Erbe mit Verantwortung weiterpflegen.

Vielen Dank für Ihre werte Aufmerksamkeit und freundliche Grüsse

Ch. N.»

Die Antwort des Chefredaktors

Kurz darauf schrieb der heutige Chefredaktor des Tages-Anzeigers zurück. Ein Mann, der immerhin für die WOZ (eine Wochenzeitung), das politische Kampfblatt sämtlicher –Innen, geschrieben hat. Und er zeigte sich einsichtig. Aber lesen Sie selbst:

Von: andreas.strehle@tagi….

Datum: 16.10., 11:46

An: <christian@storyline.ch>

Betreff: ParteipräsidentInnen

Sehr geehrter Herr Nill,

Vielen Dank für Ihre kritische Zuschrift zum Begriff der

“ParteipräsidentInnen”.

Nach Lektüre Ihrer Argumente kann ich mir die Antwort einfach machen: Sie haben Recht. Ich werde bei unserem Verlag vorstellig werden und mich dafür einsetzen, dass der Begriff so nicht mehr verwendet wird. Redaktionell verwenden wir ihn ohnehin nicht.

Ich freue mich, dass wir so kritische Leser haben und grüsse Sie herzlich,

Res Strehle
Andreas Strehle
stv. Chefredaktor

Tages-Anzeiger
Werdstrasse …
Zürich
Tel. +41 (44) 248 …
Fax + 41 (44) 248 …
andreas.strehle@tagi…

www.tamedia.ch

Dieses Thema wird fortgesetzt…

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